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KAZUO SHIRAGA(1924 Amagasaki/Japan 2008)Ohne Titel. 1961.Öl auf Leinwand.Unten rechts in Japanisch
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Zürich
Description
KAZUO SHIRAGA
(1924 Amagasaki/Japan 2008)
Ohne Titel. 1961.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts in Japanisch signiert: Shiraga, sowie auf der Rückseite signiert und datiert: Kazuo Shiraga 1961.
24,4 x 34,3 cm.
Provenienz:
- Tokyo Gallery, Japan.
- Dort erworben von "Estate 11 East 86th NYC".
- Europäische Privatsammlung.
We are following the path that will lead to an international common ground where the arts of the East and the West will influence each other. And this is the natural course of the history of art. (Yoshihara Jiro, 1958).
Nach 200 Jahren der selbstgewählten Isolation, sowohl politisch als auch, in der Konsequenz, kulturell, öffnet sich Japan im Verlauf des 19. Jahrhunderts wieder dem Westen. Für die Kunst des Landes bedeutet dies die Auseinandersetzung mit der westlichen Kunst, die vollkommen unbekannt und auch so völlig anders als die japanische Kunsttradition ist. Zunächst führt diese kulturelle Öffnung zur, für Japan typischen und nicht negativ belasteten, Nachahmung westlicher Kunst. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg fordert der Künstler Yoshihara Jiro die Eigenständigkeit japanischer, zeitgenössischer Kunst. Eng verbunden mit dieser Forderung sind zum einen die Aufforderung, etwas zu schaffen, was es nie gab und zudem keine Nachahmung mehr anzufertigen.
Vor diesem Hintergrund gründet er 1954 in Osaka die Künstlergruppe GUTAI, was soviel wie konkret im Sinne von spontan, direkt, bezogen auf die Fähigkeit, die eigenen Gedanken, Gefühle unreflektiert und unvermittelt auszudrücken heisst (zit. Barbara Bertozzi, in: Ausst.Kat. Gutai: japanische Avantgarde = Japanese Avant-Garde 1954-1965, Mathildenhöhe Darmstadt, 24. März 5. Mai 1991, S. 20). Das erste Projekt, mit dem die Gruppe an die Öffentlichkeit tritt, ist eine Freilichtausstellung, was an sich schon revolutionär gewesen ist. Aber auch die Kunst ist zukunftsweisend und hat Anlehnungen an die DADA Bewegung: es gibt Happenings, Performances, die Zuschauer werden Teil der Kunstwerke, und die Natur wird ebenfalls mit einbezogen. Alles geschieht spontan, auf eine fast spielerische Weise, ohne jegliches Konzept, was im Gegensatz zur strengen, hierarchischen Gesellschaft Japans steht.
Die gegenseitige Beeinflussung von westlicher und östlicher Kunst ist immanent: das von den GUTAI Künstlern verwendete Material findet sich auch später bei Piero Manzoni und der Arte Povera wieder. Die pastose, dynamische und abstrakte Malweise zeigt die engen Beziehungen zum europäischen Informel und dem amerikanischen Abstract Expressionism. Obwohl der massgebliche Kunstkritiker des Informel Michel Tapié grossen Einfluss auf die Gruppe gehabt hat und durch zahlreiche Besuche, u.a. mit Georges Mathieu, in engem Kontakt gestanden ist, ist doch der Amerikaner Jackson Pollock die wichtigste Bezugsperson für die GUTAI gewesen. Mit zunehmender Internationalität nehmen die experimentellen Techniken, Happenings, etc. zugunsten der Ölmalerei ab die Anforderung des Kunstmarktes mit zahlreichen Ausstellungen, auch in Europa fordert, Kompromisse ein, was gleichzeitig zu einer gewissen Einschränkung der Kreativität führt. Mit der Aufnahme neuer Künstler 1965 beginnt eine weitere Periode der GUTAI.
Einer der bekanntesten Künstler der ersten Generation ist Kazuo Shiraga, der 1955 der Gruppe offiziell beitritt. In seinen frühen Happenings treibt er das Action-Painting Jackson Pollocks auf die Spitze, in dem er mit den Füssen malt bzw. sich an Bändern aufhängt, um dann mit Schwung über die Leinwand zu segeln und mit den Füssen zu malen.
Auf dem vorliegenden, kleinformatigen Werk sieht man auf den ersten Blick die unglaubliche Energie, mit der Shiraga seine Gemälde erschafft. Die vereinzelten, pastosen Flächen zeigen die Dynamik des Werkes, aber auch den expressiven, freien Entstehungsprozess des Gemäldes. Sie scheinen sich fast von der Leinwand mit den nur vereinzelten, fast aquarellartigen Farbflächen zu erheben. Die Farbe der Leinwand wird in die Komposition mit einbezogen. Rot dominiert das Werk, wird aber durch Schwarz und Blau zu einer dichten Komposition zusammengefügt.
KAZUO SHIRAGA
(1924 Amagasaki/Japan 2008)
Untitled. 1961.
Oil on canvas.
Signed in Japanese lower right: Shiraga, also signed and dated on the reverse: Kazuo Shiraga 1961.
24.4 x 34.3 cm.
Provenance:
- Tokyo Gallery, Japan.
- Acquired from the above by "Estate 11 East 86th NYC".
- European private collection.
We are following the path that will lead to an international common ground where the arts of the East and the West will influence each other. And this is the natural course of the history of art. (Yoshihara Jiro, 1958)
After 200 years of self-imposed political and consequently cultural isolation, Japan re-opened to the West in the course of the 19th century. For Japans art, this meant that it was confronted with Western art, which was totally unknown to them and also very different from the artistic traditions of Japan. At first, this cultural opening led Japanese artists to imitate occidental art, which in their eyes had no negative connotation and was common practice. It was shortly after the Second World War that the artist Yoshihara Jiro declared the independence of Japanese Contemporary Art. Behind this claim lay, on the one hand, the encouragement to create something that had never existed before, and on the other hand, the demand to cease all imitations of western art.
Against this background, in 1954 a group of artists founded GUTAI, meaning spontaneous, direct, capable of expressing, without reflexion and immediately, ones own thoughts and feelings. (cit. Barbara Bertozzi, in: Gutai exhibition catalogue: Japanese Avant-Garde 1954-1965, Mathildenhöhe Darmstadt, 24th March 5th May 1991, p. 20). The first project with which they made their début was an open-air exhibition, which in itself was quite revolutionary. But their art was also far-sighted and alluded to the DADA movement: it was composed of happenings, performances in which the spectators could take part, and in which nature was included as well. All of this took place spontaneously, in an almost playful manner, without any concept, which stood in stark contrast to Japans strict, hierarchical society.
The interaction of occidental and oriental art is immanent; the material used by the GUTAI artists was to be found later in the works of Piero Manzoni and the Arte Povera. The impasto, dynamic and abstract manner of painting shows a close relationship to the European Art Informel as well as to the American Abstract Expressionism. Although the great Informel art critic, Michel Tapié, had much influence on the group through his numerous visits to Japan, namely with Georges Mathieu, and remained in close contact with them, the members of GUTAI nonetheless always referred to the American Jackson Pollock as the artist who most influenced their work. Due to their increasing international fame, GUTAIs experimental techniques, happenings, etc. decreased in favour of oil painting; the demands of the art market and innumerable exhibitions, also in Europe, led to compromises and at the same time somewhat reduced their creativity. The admittance of new artists in 1965 rang up the curtain on a new GUTAI period.
One of the most famous artists of the first generation is Kazuo Shiraga, who became an official member of the group in 1955. In his first happenings, Shiraga takes the Action-Painting of Jackson Pollock extremely far, creating paintings with his feet or suspended on straps in order to soar over the canvas and be able to paint with his feet.
In the present, small-format work, the incredible energy with which Shiraga creates his painting is clear at first sight. The scattered, pastose surfaces show not only the dynamics of the work, but also the expressive and free creative process of the painting. The scattered
(1924 Amagasaki/Japan 2008)
Ohne Titel. 1961.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts in Japanisch signiert: Shiraga, sowie auf der Rückseite signiert und datiert: Kazuo Shiraga 1961.
24,4 x 34,3 cm.
Provenienz:
- Tokyo Gallery, Japan.
- Dort erworben von "Estate 11 East 86th NYC".
- Europäische Privatsammlung.
We are following the path that will lead to an international common ground where the arts of the East and the West will influence each other. And this is the natural course of the history of art. (Yoshihara Jiro, 1958).
Nach 200 Jahren der selbstgewählten Isolation, sowohl politisch als auch, in der Konsequenz, kulturell, öffnet sich Japan im Verlauf des 19. Jahrhunderts wieder dem Westen. Für die Kunst des Landes bedeutet dies die Auseinandersetzung mit der westlichen Kunst, die vollkommen unbekannt und auch so völlig anders als die japanische Kunsttradition ist. Zunächst führt diese kulturelle Öffnung zur, für Japan typischen und nicht negativ belasteten, Nachahmung westlicher Kunst. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg fordert der Künstler Yoshihara Jiro die Eigenständigkeit japanischer, zeitgenössischer Kunst. Eng verbunden mit dieser Forderung sind zum einen die Aufforderung, etwas zu schaffen, was es nie gab und zudem keine Nachahmung mehr anzufertigen.
Vor diesem Hintergrund gründet er 1954 in Osaka die Künstlergruppe GUTAI, was soviel wie konkret im Sinne von spontan, direkt, bezogen auf die Fähigkeit, die eigenen Gedanken, Gefühle unreflektiert und unvermittelt auszudrücken heisst (zit. Barbara Bertozzi, in: Ausst.Kat. Gutai: japanische Avantgarde = Japanese Avant-Garde 1954-1965, Mathildenhöhe Darmstadt, 24. März 5. Mai 1991, S. 20). Das erste Projekt, mit dem die Gruppe an die Öffentlichkeit tritt, ist eine Freilichtausstellung, was an sich schon revolutionär gewesen ist. Aber auch die Kunst ist zukunftsweisend und hat Anlehnungen an die DADA Bewegung: es gibt Happenings, Performances, die Zuschauer werden Teil der Kunstwerke, und die Natur wird ebenfalls mit einbezogen. Alles geschieht spontan, auf eine fast spielerische Weise, ohne jegliches Konzept, was im Gegensatz zur strengen, hierarchischen Gesellschaft Japans steht.
Die gegenseitige Beeinflussung von westlicher und östlicher Kunst ist immanent: das von den GUTAI Künstlern verwendete Material findet sich auch später bei Piero Manzoni und der Arte Povera wieder. Die pastose, dynamische und abstrakte Malweise zeigt die engen Beziehungen zum europäischen Informel und dem amerikanischen Abstract Expressionism. Obwohl der massgebliche Kunstkritiker des Informel Michel Tapié grossen Einfluss auf die Gruppe gehabt hat und durch zahlreiche Besuche, u.a. mit Georges Mathieu, in engem Kontakt gestanden ist, ist doch der Amerikaner Jackson Pollock die wichtigste Bezugsperson für die GUTAI gewesen. Mit zunehmender Internationalität nehmen die experimentellen Techniken, Happenings, etc. zugunsten der Ölmalerei ab die Anforderung des Kunstmarktes mit zahlreichen Ausstellungen, auch in Europa fordert, Kompromisse ein, was gleichzeitig zu einer gewissen Einschränkung der Kreativität führt. Mit der Aufnahme neuer Künstler 1965 beginnt eine weitere Periode der GUTAI.
Einer der bekanntesten Künstler der ersten Generation ist Kazuo Shiraga, der 1955 der Gruppe offiziell beitritt. In seinen frühen Happenings treibt er das Action-Painting Jackson Pollocks auf die Spitze, in dem er mit den Füssen malt bzw. sich an Bändern aufhängt, um dann mit Schwung über die Leinwand zu segeln und mit den Füssen zu malen.
Auf dem vorliegenden, kleinformatigen Werk sieht man auf den ersten Blick die unglaubliche Energie, mit der Shiraga seine Gemälde erschafft. Die vereinzelten, pastosen Flächen zeigen die Dynamik des Werkes, aber auch den expressiven, freien Entstehungsprozess des Gemäldes. Sie scheinen sich fast von der Leinwand mit den nur vereinzelten, fast aquarellartigen Farbflächen zu erheben. Die Farbe der Leinwand wird in die Komposition mit einbezogen. Rot dominiert das Werk, wird aber durch Schwarz und Blau zu einer dichten Komposition zusammengefügt.
KAZUO SHIRAGA
(1924 Amagasaki/Japan 2008)
Untitled. 1961.
Oil on canvas.
Signed in Japanese lower right: Shiraga, also signed and dated on the reverse: Kazuo Shiraga 1961.
24.4 x 34.3 cm.
Provenance:
- Tokyo Gallery, Japan.
- Acquired from the above by "Estate 11 East 86th NYC".
- European private collection.
We are following the path that will lead to an international common ground where the arts of the East and the West will influence each other. And this is the natural course of the history of art. (Yoshihara Jiro, 1958)
After 200 years of self-imposed political and consequently cultural isolation, Japan re-opened to the West in the course of the 19th century. For Japans art, this meant that it was confronted with Western art, which was totally unknown to them and also very different from the artistic traditions of Japan. At first, this cultural opening led Japanese artists to imitate occidental art, which in their eyes had no negative connotation and was common practice. It was shortly after the Second World War that the artist Yoshihara Jiro declared the independence of Japanese Contemporary Art. Behind this claim lay, on the one hand, the encouragement to create something that had never existed before, and on the other hand, the demand to cease all imitations of western art.
Against this background, in 1954 a group of artists founded GUTAI, meaning spontaneous, direct, capable of expressing, without reflexion and immediately, ones own thoughts and feelings. (cit. Barbara Bertozzi, in: Gutai exhibition catalogue: Japanese Avant-Garde 1954-1965, Mathildenhöhe Darmstadt, 24th March 5th May 1991, p. 20). The first project with which they made their début was an open-air exhibition, which in itself was quite revolutionary. But their art was also far-sighted and alluded to the DADA movement: it was composed of happenings, performances in which the spectators could take part, and in which nature was included as well. All of this took place spontaneously, in an almost playful manner, without any concept, which stood in stark contrast to Japans strict, hierarchical society.
The interaction of occidental and oriental art is immanent; the material used by the GUTAI artists was to be found later in the works of Piero Manzoni and the Arte Povera. The impasto, dynamic and abstract manner of painting shows a close relationship to the European Art Informel as well as to the American Abstract Expressionism. Although the great Informel art critic, Michel Tapié, had much influence on the group through his numerous visits to Japan, namely with Georges Mathieu, and remained in close contact with them, the members of GUTAI nonetheless always referred to the American Jackson Pollock as the artist who most influenced their work. Due to their increasing international fame, GUTAIs experimental techniques, happenings, etc. decreased in favour of oil painting; the demands of the art market and innumerable exhibitions, also in Europe, led to compromises and at the same time somewhat reduced their creativity. The admittance of new artists in 1965 rang up the curtain on a new GUTAI period.
One of the most famous artists of the first generation is Kazuo Shiraga, who became an official member of the group in 1955. In his first happenings, Shiraga takes the Action-Painting of Jackson Pollock extremely far, creating paintings with his feet or suspended on straps in order to soar over the canvas and be able to paint with his feet.
In the present, small-format work, the incredible energy with which Shiraga creates his painting is clear at first sight. The scattered, pastose surfaces show not only the dynamics of the work, but also the expressive and free creative process of the painting. The scattered
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KAZUO SHIRAGA
(1924 Amagasaki/Japan 2008)
Ohne Titel. 1961.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts in Japanisch signiert: Shiraga, sowie auf der Rückseite signiert und datiert: Kazuo Shiraga 1961.
24,4 x 34,3 cm.
Provenienz:
- Tokyo Gallery, Japan.
- Dort erworben von "Estate 11 East 86th NYC".
- Europäische Privatsammlung.
We are following the path that will lead to an international common ground where the arts of the East and the West will influence each other. And this is the natural course of the history of art. (Yoshihara Jiro, 1958).
Nach 200 Jahren der selbstgewählten Isolation, sowohl politisch als auch, in der Konsequenz, kulturell, öffnet sich Japan im Verlauf des 19. Jahrhunderts wieder dem Westen. Für die Kunst des Landes bedeutet dies die Auseinandersetzung mit der westlichen Kunst, die vollkommen unbekannt und auch so völlig anders als die japanische Kunsttradition ist. Zunächst führt diese kulturelle Öffnung zur, für Japan typischen und nicht negativ belasteten, Nachahmung westlicher Kunst. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg fordert der Künstler Yoshihara Jiro die Eigenständigkeit japanischer, zeitgenössischer Kunst. Eng verbunden mit dieser Forderung sind zum einen die Aufforderung, etwas zu schaffen, was es nie gab und zudem keine Nachahmung mehr anzufertigen.
Vor diesem Hintergrund gründet er 1954 in Osaka die Künstlergruppe GUTAI, was soviel wie konkret im Sinne von spontan, direkt, bezogen auf die Fähigkeit, die eigenen Gedanken, Gefühle unreflektiert und unvermittelt auszudrücken heisst (zit. Barbara Bertozzi, in: Ausst.Kat. Gutai: japanische Avantgarde = Japanese Avant-Garde 1954-1965, Mathildenhöhe Darmstadt, 24. März 5. Mai 1991, S. 20). Das erste Projekt, mit dem die Gruppe an die Öffentlichkeit tritt, ist eine Freilichtausstellung, was an sich schon revolutionär gewesen ist. Aber auch die Kunst ist zukunftsweisend und hat Anlehnungen an die DADA Bewegung: es gibt Happenings, Performances, die Zuschauer werden Teil der Kunstwerke, und die Natur wird ebenfalls mit einbezogen. Alles geschieht spontan, auf eine fast spielerische Weise, ohne jegliches Konzept, was im Gegensatz zur strengen, hierarchischen Gesellschaft Japans steht.
Die gegenseitige Beeinflussung von westlicher und östlicher Kunst ist immanent: das von den GUTAI Künstlern verwendete Material findet sich auch später bei Piero Manzoni und der Arte Povera wieder. Die pastose, dynamische und abstrakte Malweise zeigt die engen Beziehungen zum europäischen Informel und dem amerikanischen Abstract Expressionism. Obwohl der massgebliche Kunstkritiker des Informel Michel Tapié grossen Einfluss auf die Gruppe gehabt hat und durch zahlreiche Besuche, u.a. mit Georges Mathieu, in engem Kontakt gestanden ist, ist doch der Amerikaner Jackson Pollock die wichtigste Bezugsperson für die GUTAI gewesen. Mit zunehmender Internationalität nehmen die experimentellen Techniken, Happenings, etc. zugunsten der Ölmalerei ab die Anforderung des Kunstmarktes mit zahlreichen Ausstellungen, auch in Europa fordert, Kompromisse ein, was gleichzeitig zu einer gewissen Einschränkung der Kreativität führt. Mit der Aufnahme neuer Künstler 1965 beginnt eine weitere Periode der GUTAI.
Einer der bekanntesten Künstler der ersten Generation ist Kazuo Shiraga, der 1955 der Gruppe offiziell beitritt. In seinen frühen Happenings treibt er das Action-Painting Jackson Pollocks auf die Spitze, in dem er mit den Füssen malt bzw. sich an Bändern aufhängt, um dann mit Schwung über die Leinwand zu segeln und mit den Füssen zu malen.
Auf dem vorliegenden, kleinformatigen Werk sieht man auf den ersten Blick die unglaubliche Energie, mit der Shiraga seine Gemälde erschafft. Die vereinzelten, pastosen Flächen zeigen die Dynamik des Werkes, aber auch den expressiven, freien Entstehungsprozess des Gemäldes. Sie scheinen sich fast von der Leinwand mit den nur vereinzelten, fast aquarellartigen Farbflächen zu erheben. Die Farbe der Leinwand wird in die Komposition mit einbezogen. Rot dominiert das Werk, wird aber durch Schwarz und Blau zu einer dichten Komposition zusammengefügt.
KAZUO SHIRAGA
(1924 Amagasaki/Japan 2008)
Untitled. 1961.
Oil on canvas.
Signed in Japanese lower right: Shiraga, also signed and dated on the reverse: Kazuo Shiraga 1961.
24.4 x 34.3 cm.
Provenance:
- Tokyo Gallery, Japan.
- Acquired from the above by "Estate 11 East 86th NYC".
- European private collection.
We are following the path that will lead to an international common ground where the arts of the East and the West will influence each other. And this is the natural course of the history of art. (Yoshihara Jiro, 1958)
After 200 years of self-imposed political and consequently cultural isolation, Japan re-opened to the West in the course of the 19th century. For Japans art, this meant that it was confronted with Western art, which was totally unknown to them and also very different from the artistic traditions of Japan. At first, this cultural opening led Japanese artists to imitate occidental art, which in their eyes had no negative connotation and was common practice. It was shortly after the Second World War that the artist Yoshihara Jiro declared the independence of Japanese Contemporary Art. Behind this claim lay, on the one hand, the encouragement to create something that had never existed before, and on the other hand, the demand to cease all imitations of western art.
Against this background, in 1954 a group of artists founded GUTAI, meaning spontaneous, direct, capable of expressing, without reflexion and immediately, ones own thoughts and feelings. (cit. Barbara Bertozzi, in: Gutai exhibition catalogue: Japanese Avant-Garde 1954-1965, Mathildenhöhe Darmstadt, 24th March 5th May 1991, p. 20). The first project with which they made their début was an open-air exhibition, which in itself was quite revolutionary. But their art was also far-sighted and alluded to the DADA movement: it was composed of happenings, performances in which the spectators could take part, and in which nature was included as well. All of this took place spontaneously, in an almost playful manner, without any concept, which stood in stark contrast to Japans strict, hierarchical society.
The interaction of occidental and oriental art is immanent; the material used by the GUTAI artists was to be found later in the works of Piero Manzoni and the Arte Povera. The impasto, dynamic and abstract manner of painting shows a close relationship to the European Art Informel as well as to the American Abstract Expressionism. Although the great Informel art critic, Michel Tapié, had much influence on the group through his numerous visits to Japan, namely with Georges Mathieu, and remained in close contact with them, the members of GUTAI nonetheless always referred to the American Jackson Pollock as the artist who most influenced their work. Due to their increasing international fame, GUTAIs experimental techniques, happenings, etc. decreased in favour of oil painting; the demands of the art market and innumerable exhibitions, also in Europe, led to compromises and at the same time somewhat reduced their creativity. The admittance of new artists in 1965 rang up the curtain on a new GUTAI period.
One of the most famous artists of the first generation is Kazuo Shiraga, who became an official member of the group in 1955. In his first happenings, Shiraga takes the Action-Painting of Jackson Pollock extremely far, creating paintings with his feet or suspended on straps in order to soar over the canvas and be able to paint with his feet.
In the present, small-format work, the incredible energy with which Shiraga creates his painting is clear at first sight. The scattered, pastose surfaces show not only the dynamics of the work, but also the expressive and free creative process of the painting. The scattered
(1924 Amagasaki/Japan 2008)
Ohne Titel. 1961.
Öl auf Leinwand.
Unten rechts in Japanisch signiert: Shiraga, sowie auf der Rückseite signiert und datiert: Kazuo Shiraga 1961.
24,4 x 34,3 cm.
Provenienz:
- Tokyo Gallery, Japan.
- Dort erworben von "Estate 11 East 86th NYC".
- Europäische Privatsammlung.
We are following the path that will lead to an international common ground where the arts of the East and the West will influence each other. And this is the natural course of the history of art. (Yoshihara Jiro, 1958).
Nach 200 Jahren der selbstgewählten Isolation, sowohl politisch als auch, in der Konsequenz, kulturell, öffnet sich Japan im Verlauf des 19. Jahrhunderts wieder dem Westen. Für die Kunst des Landes bedeutet dies die Auseinandersetzung mit der westlichen Kunst, die vollkommen unbekannt und auch so völlig anders als die japanische Kunsttradition ist. Zunächst führt diese kulturelle Öffnung zur, für Japan typischen und nicht negativ belasteten, Nachahmung westlicher Kunst. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg fordert der Künstler Yoshihara Jiro die Eigenständigkeit japanischer, zeitgenössischer Kunst. Eng verbunden mit dieser Forderung sind zum einen die Aufforderung, etwas zu schaffen, was es nie gab und zudem keine Nachahmung mehr anzufertigen.
Vor diesem Hintergrund gründet er 1954 in Osaka die Künstlergruppe GUTAI, was soviel wie konkret im Sinne von spontan, direkt, bezogen auf die Fähigkeit, die eigenen Gedanken, Gefühle unreflektiert und unvermittelt auszudrücken heisst (zit. Barbara Bertozzi, in: Ausst.Kat. Gutai: japanische Avantgarde = Japanese Avant-Garde 1954-1965, Mathildenhöhe Darmstadt, 24. März 5. Mai 1991, S. 20). Das erste Projekt, mit dem die Gruppe an die Öffentlichkeit tritt, ist eine Freilichtausstellung, was an sich schon revolutionär gewesen ist. Aber auch die Kunst ist zukunftsweisend und hat Anlehnungen an die DADA Bewegung: es gibt Happenings, Performances, die Zuschauer werden Teil der Kunstwerke, und die Natur wird ebenfalls mit einbezogen. Alles geschieht spontan, auf eine fast spielerische Weise, ohne jegliches Konzept, was im Gegensatz zur strengen, hierarchischen Gesellschaft Japans steht.
Die gegenseitige Beeinflussung von westlicher und östlicher Kunst ist immanent: das von den GUTAI Künstlern verwendete Material findet sich auch später bei Piero Manzoni und der Arte Povera wieder. Die pastose, dynamische und abstrakte Malweise zeigt die engen Beziehungen zum europäischen Informel und dem amerikanischen Abstract Expressionism. Obwohl der massgebliche Kunstkritiker des Informel Michel Tapié grossen Einfluss auf die Gruppe gehabt hat und durch zahlreiche Besuche, u.a. mit Georges Mathieu, in engem Kontakt gestanden ist, ist doch der Amerikaner Jackson Pollock die wichtigste Bezugsperson für die GUTAI gewesen. Mit zunehmender Internationalität nehmen die experimentellen Techniken, Happenings, etc. zugunsten der Ölmalerei ab die Anforderung des Kunstmarktes mit zahlreichen Ausstellungen, auch in Europa fordert, Kompromisse ein, was gleichzeitig zu einer gewissen Einschränkung der Kreativität führt. Mit der Aufnahme neuer Künstler 1965 beginnt eine weitere Periode der GUTAI.
Einer der bekanntesten Künstler der ersten Generation ist Kazuo Shiraga, der 1955 der Gruppe offiziell beitritt. In seinen frühen Happenings treibt er das Action-Painting Jackson Pollocks auf die Spitze, in dem er mit den Füssen malt bzw. sich an Bändern aufhängt, um dann mit Schwung über die Leinwand zu segeln und mit den Füssen zu malen.
Auf dem vorliegenden, kleinformatigen Werk sieht man auf den ersten Blick die unglaubliche Energie, mit der Shiraga seine Gemälde erschafft. Die vereinzelten, pastosen Flächen zeigen die Dynamik des Werkes, aber auch den expressiven, freien Entstehungsprozess des Gemäldes. Sie scheinen sich fast von der Leinwand mit den nur vereinzelten, fast aquarellartigen Farbflächen zu erheben. Die Farbe der Leinwand wird in die Komposition mit einbezogen. Rot dominiert das Werk, wird aber durch Schwarz und Blau zu einer dichten Komposition zusammengefügt.
KAZUO SHIRAGA
(1924 Amagasaki/Japan 2008)
Untitled. 1961.
Oil on canvas.
Signed in Japanese lower right: Shiraga, also signed and dated on the reverse: Kazuo Shiraga 1961.
24.4 x 34.3 cm.
Provenance:
- Tokyo Gallery, Japan.
- Acquired from the above by "Estate 11 East 86th NYC".
- European private collection.
We are following the path that will lead to an international common ground where the arts of the East and the West will influence each other. And this is the natural course of the history of art. (Yoshihara Jiro, 1958)
After 200 years of self-imposed political and consequently cultural isolation, Japan re-opened to the West in the course of the 19th century. For Japans art, this meant that it was confronted with Western art, which was totally unknown to them and also very different from the artistic traditions of Japan. At first, this cultural opening led Japanese artists to imitate occidental art, which in their eyes had no negative connotation and was common practice. It was shortly after the Second World War that the artist Yoshihara Jiro declared the independence of Japanese Contemporary Art. Behind this claim lay, on the one hand, the encouragement to create something that had never existed before, and on the other hand, the demand to cease all imitations of western art.
Against this background, in 1954 a group of artists founded GUTAI, meaning spontaneous, direct, capable of expressing, without reflexion and immediately, ones own thoughts and feelings. (cit. Barbara Bertozzi, in: Gutai exhibition catalogue: Japanese Avant-Garde 1954-1965, Mathildenhöhe Darmstadt, 24th March 5th May 1991, p. 20). The first project with which they made their début was an open-air exhibition, which in itself was quite revolutionary. But their art was also far-sighted and alluded to the DADA movement: it was composed of happenings, performances in which the spectators could take part, and in which nature was included as well. All of this took place spontaneously, in an almost playful manner, without any concept, which stood in stark contrast to Japans strict, hierarchical society.
The interaction of occidental and oriental art is immanent; the material used by the GUTAI artists was to be found later in the works of Piero Manzoni and the Arte Povera. The impasto, dynamic and abstract manner of painting shows a close relationship to the European Art Informel as well as to the American Abstract Expressionism. Although the great Informel art critic, Michel Tapié, had much influence on the group through his numerous visits to Japan, namely with Georges Mathieu, and remained in close contact with them, the members of GUTAI nonetheless always referred to the American Jackson Pollock as the artist who most influenced their work. Due to their increasing international fame, GUTAIs experimental techniques, happenings, etc. decreased in favour of oil painting; the demands of the art market and innumerable exhibitions, also in Europe, led to compromises and at the same time somewhat reduced their creativity. The admittance of new artists in 1965 rang up the curtain on a new GUTAI period.
One of the most famous artists of the first generation is Kazuo Shiraga, who became an official member of the group in 1955. In his first happenings, Shiraga takes the Action-Painting of Jackson Pollock extremely far, creating paintings with his feet or suspended on straps in order to soar over the canvas and be able to paint with his feet.
In the present, small-format work, the incredible energy with which Shiraga creates his painting is clear at first sight. The scattered, pastose surfaces show not only the dynamics of the work, but also the expressive and free creative process of the painting. The scattered
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